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Plastische Chirurgie und Trends – passt das zusammen?

Plastische Chirurgie und Trends – passt das zusammen?

Warum so manche Neuerung in der ästhetischen Medizin mit Vorsicht zu genießen ist

Kaum ein medizinisches Fachgebiet stößt auf so reges öffentliches Interesse wie die Ästhetisch-Plastische Chirurgie. Es vergeht kaum ein Tag, an dem in Zeitungen, im Fernsehen oder im Internet nicht in irgendeiner Form über die sogenannte Schönheitschirurgie berichtet wird – sei es im Zusammenhang mit Prominenten, die sich „unters Messer“ gelegt haben, sei es mit Bezug zu bestimmten ästhetischen Behandlungen, die sich gerade großer Beliebtheit erfreuen. Klassische ästhetische Korrekturen wie die Fettabsaugung oder die Botulinumtoxinbehandlung werden dabei immer wieder aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. Von besonders großem Interesse sind aber vor allem Trends der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie. Allerdings ist nicht alles, was in den Medien zum Trend erklärt wird, tatsächlich beliebt oder überhaupt empfehlenswert. Lässt sich ein medizinisches Fachgebiet wie die Plastische Chirurgie überhaupt mit Trends in irgendeiner Form vereinbaren?

Plastische Chirurgie zwischen Tradition und Innovation

Plastische Chirurgie – und damit auch das Spezialgebiet der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie – ist eine medizinische Disziplin mit langer Tradition. Viele aktuelle Methoden gehen auf das frühe 20. Jahrhundert zurück, und selbst die Brustvergrößerung mit Silikonimplantaten wird bereits seit mehr als 50 Jahren durchgeführt. Trotzdem tritt das Fachgebiet nicht auf der Stelle, sondern wird immer wieder durch verbesserte oder neue Verfahren bereichert. Wirkliche Innovationen der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie, die über kurzfristige Trends hinausgehen, sind aber eher selten. Beispiele sind die Einführung von Botulinumtoxin in den 1990er-Jahren oder auch die Etablierung der Fettgewebstransplantation, zum Beispiel für die Brustvergrößerung mit Eigenfett, an der DGÄPC-Mitglieder wie Dr. Klaus Ueberreiter (Erfinder der BEAULI-Methode) maßgeblich beteiligt waren.

Von „echten“ und „unechten“ Trends in der Plastischen Chirurgie

Nicht selten befassen sich Medien aus aktuellem Anlass intensiv mit bestimmten ästhetisch-plastischen Behandlungen, was aber nicht bedeutet, dass diese deshalb häufiger vorgenommen werden als andere. So führte die Meldung, dass Fußballtrainer Jürgen Klopp eine Haartransplantation vornehmen ließ, dazu, dass in den vergangenen Jahren immer wieder über diese Methode berichtet wurde. Und auch wenn laut DGÄPC-Umfragen die Nachfrage tatsächlich gestiegen ist: Die Haartransplantation bleibt eine sehr seltene ästhetische Behandlung. Ein weiteres Beispiel ist der sogenannte Männertrend in der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie. Viele Journalisten sehen männliche Patienten, die sich einer ästhetischen Behandlung unterziehen, nach wie vor als Kuriosum an und berichten daher gern darüber, welche Eingriffe bei Männern besonders beliebt sind und inwiefern sich die Wünsche und Beweggründe von jenen der weiblichen Patienten unterscheiden. Nicht selten wird dadurch der Eindruck erweckt, immer mehr Männer würden sich für die sogenannte Schönheitschirurgie interessieren. Auch wenn das vielleicht der Fall ist, hat sich der Anteil männlicher Patienten in den vergangenen Jahren eher reduziert. Laut DGÄPC-Patientenbefragung 2015 waren lediglich 13,5 Prozent der Patienten, die einen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen aufsuchten, männlich.

Besser „gut erprobt“ als „aktueller Trend“

Auch wenn es sich bei ästhetischen Behandlungen in der Regel nicht um rein medizinisch indizierte Eingriffe handelt, bedeutet das nicht, dass sich Patienten der Experimentierfreude ihres Arztes aussetzen müssen. Im Gegenteil: Jede Behandlung sollte in erster Linie sicher sein und Aussicht auf gute Ergebnisse bieten. Eine große Rolle spielt dabei die Erfahrung des Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Entsprechend sind die Aussichten auf Erfolg größer, je mehr Erfahrung der Arzt mit der gewünschten Behandlung hat. Bei einer neuen Methode wie der „Eintagsbrust“ kann die Erfahrung natürlich nicht so groß sein wie bei einer langjährig durchgeführten und bewährten Technik der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie, etwa der Brustvergrößerung mit Implantat. Übrigens muss ein Arzt seine Patienten darüber informieren, wenn er eine bestimmte Behandlung zum ersten Mal selbstständig vornimmt. Um sicherzugehen, sollten Interessierte den Behandler aber am besten fragen, wie häufig er das Verfahren schon angewandt hat und ob er zum Beispiel Vorher-nachher-Bilder als Nachweis bisheriger Behandlungserfolge zeigen kann.

Vor der Wahl der Methode: Beratungsgespräch

Insgesamt sollten Patienten also Behandlungstrends und Trendbehandlungen in der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie eher mit Vorsicht genießen. Hilfreich und sinnvoll kann ein Gespräch mit einem erfahrenen Facharzt sein, in dem geklärt wird, was von der entsprechenden Methode zu halten ist. Ein wichtiger Tipp der DGÄPC: Ausgangspunkt für eine ästhetische Behandlung sollte ohnehin ein konkreter Veränderungswunsch oder ein bestimmtes äußerliches Merkmal sein, an dem man sich stört. Gemeinsam mit dem Facharzt kann die jeweils beste Methode ermittelt werden. Wer einem aktuellen Trend hinterherläuft, wählt damit vielleicht die Lösung für ein Problem, das er gar nicht hat.