Botulismusfälle in Großbritannien
DGÄPC Redaktion | Veröffentlicht am |
Worauf Sie als Patient vor und nach einer Botoxbehandlung achten sollten

Immer mehr journalistische Investigativformate widmen sich Themen der Ästhetischen Medizin. Sowohl in der Sendung „Die Spur – Fake Botox: Undercover unter Fälschern“ im ZDF, als auch bei der ARD-Recherche „Billig bis tödlich – Fälschern auf der Spur“ , geht es um einen immer stärker wachsenden Markt – den der Medikamentenfälschungen.
Die jüngst durch einen Spiegel-Bericht bekannt gewordenen Fälle von Botulismus in Großbritannien bestätigen die teils lebensbedrohliche Gefahr, die hinter verunreinigten und gefälschten Medizinprodukten und Medikamenten steht. Und diese betreffen zunehmend auch Medikamente und Produkte für ästhetische Behandlungen.
Wie kommen die Fälschungen zu den Behandlern?
Über dubiose Online-Seiten können gefälschte Medikamente, wie z.B. Botulinumpräparate, zu deutlich günstigeren Preisen und ohne ärztliche Approbation ganz einfach bestellt werden. Sie sind deutlich günstiger, können aber schwere Nebenwirkungen haben und sind gefährlich.
„In Deutschland ist der Erwerb von Medikamenten wie Botulinumtoxin streng geregelt. Als Arzt muss man das Präparat immer über Apotheken bestellen oder über den Außendienst des jeweiligen Herstellers, der es wiederum bei der Apotheke bestellt“, erklärt Dr. Helge Jens, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie.
„Dass man jetzt ganz einfach mit ein paar Klicks Fakeprodukte online bestellen kann, ist schlichtweg illegal und wird sowohl für Behandler als auch Patienten zu einem unkalkulierbaren Risiko.“
Die Facharztwahl: Der Weg zu einer sicheren Behandlung
Zur Problematik mit den Medikamentenfälschungen kommt ein weiterer Punkt, der die Sicherheit einer ästhetischen Behandlung gefährdet: der Behandler selbst. Denn immer mehr unausgebildete Studienabgänger und fachfremde Ärzte mit selbstverliehenen Fantasietiteln, die Kompetenz und Erfahrung vermitteln sollen oder auch Heilpraktiker und Kosmetikerinnen bieten ohne entsprechende Qualifikation ästhetische Leistungen an – teils mit fatalen Folgen für die behandelten Patienten. Deshalb fordert die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie e.V. eine gesetzliche Regelung für die Durchführung von ästhetischen Behandlungen und Operationen ähnlich wie in Österreich, Frankreich und Dänemark.
Eine sichere und erfolgreiche Behandlung beginnt bereits bei der Arztwahl. Die Ausbildung zum „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ dauert sechs Jahre bevor sich die Ärzte zu einer Facharztprüfung anmelden können, die sie dann noch bestehen müssen. Um diesen Facharzttitel zu erlangen, bedarf es nicht nur einer 6-jährigen Ausbildung, sondern einer stetigen Fort- und Weiterbildung, um den Titel halten zu dürfen.
Was ist Botulismus?
Beim Botulismus handelt es sich um eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die durch Botulinumtoxin verursacht wird. Neben Botulismus durch Lebensmittelvergiftung, dem Wundbotulismus und auch Botulismus bei Säuglingen (z.B. durch Honigverzehr), kann Botulismus auch durch eine Überdosierung von Botulinumtoxin bei medizinischen oder kosmetischen Behandlungen erzeugt werden.
Auf diese Symptome sollten Sie achten:
Bei folgenden Symptomen nach einer kürzlich erfolgten Botulinum-Behandlung sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen, da die Gabe eines Antitoxins notwendig wird, welches das Gift neutralisiert und weitere Schäden verhindert. Die Symptome beginnen meist 12 bis 36 Stunden nach der Aufnahme des Toxins und betreffen primär das Nervensystem:
- Doppeltsehen, verschwommenes Sehen
- Hängende Augenlider
- Schluck- und Sprechstörungen
- Muskelschwäche bis hin zur vollständigen Lähmung
- Atemlähmung (lebensbedrohlich!)