Mehr Straffungsoperationen durch die Abnehmspritze
DGÄPC Redaktion | Veröffentlicht am |
DGÄPC verzeichnet steigende Zahlen bei Straffungsoperationen durch Lifestylemedikamente
Abnehmspritzen wie Wegovy (Wirkstoff Semaglutid) oder Mounjaro (Wirkstoff Tirzepatid) sind gerade der Trend bei Abnehmwilligen in Deutschland. Mit nur einem Pieks pro Woche versprechen sie schnellen Gewichtsverlust bei minimalem Aufwand, da sie bei Patienten das Sättigungsgefühl verlängern und das Hungergefühl auf ein Minimum reduzieren.
Eine jüngst durchgeführte Mitgliederumfrage der DGÄPC hat ergeben, dass bedingt durch den beschleunigten Gewichtsverlust auch die Nachfrage nach Straffungsoperationen spürbar steigt.
So gaben über 30% der Mitglieder an, dass sich vermehrt Patienten einer Straffungsoperation nach erfolgreichem Gewichtsverlust durch eine der gängigen Abnehmspritzen unterziehen.
Knapp 60% der Mitglieder sind der Meinung, dass die Nachfrage über die kommenden Jahre weiter steigen wird, da damit zu rechnen ist, dass das Medikament immer mehr Zustimmung finden wird. Zudem benötigen gerade stark übergewichtige Menschen eine längere Anwendungsdauer, um einen hohen Gewichtsverlust zu erzielen, der sehr häufig mit zurückbleibendem, erschlafftem Gewebe und überschüssiger Haut einhergeht.
Die meisten Patienten unterzogen sich bisher einer Bauchdeckenstraffung, gefolgt von Bruststraffung, Oberarmstraffung und Innenbeinstraffung.
Dennoch ist auch die Abnehmspritze kein Allheilmittel in der Gewichtsreduktion. Auch wenn diese von vielen Befürwortern als „Gamechanger“ bei der Behandlung von Adipositas bezeichnet wird.
Dr. Helge Jens, der seit mehr als zwei Jahrzehnten als Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie tätig ist und zudem das Amt des Präsidenten der DGÄPC innehat, hat die Antworten auf viele Fragen rund um die Abnehmspritze.
Warum kommt es zu einem Anstieg in der Nachfrage nach Straffungsoperationen bzw. Bodyliftings?
Dr. med. Helge Jens: “Die Abnehmspritzen sind noch nicht so lange auf dem Markt, erfahren aber immer mehr Zuspruch, da es Menschen zu Gewichtsverlust mit schnellen Erfolgen verhilft und keine starke Willenskraft erfordert, die z.B. bei einer strengen Diät erforderlich wäre. Denn die Wirkstoffe Semaglutid oder Tirzepatid verlängern das Sättigungsgefühl und stoppen das Hungergefühl.
Rein körperlich gesehen, führt großer Gewichtsverlust dazu, dass es vor allem bei Menschen mit schwachem Bindegewebe zu überschüssigem Gewebe kommt, dass sich nicht von allein wieder zurückbildet. Das ist vor allem am Bauch der Fall und erklärt, warum die Nachfrage hier am stärksten ist.
Aber auch andere Körperregionen sind hiervon betroffen. Die weibliche Brust, die Oberarme oder die Innenschenkel. Zudem verliert auch das Gesicht an Volumen und sieht dadurch teilweise stark gealtert aus. In Amerika, wo der Hype schon länger andauert, spricht man sogar von „Ozempic-Faces“.
Auch die Tatsache, dass man nach Gewichtsverlust allgemein ein neues Lebensgefühl entwickelt und beginnt, sich in seinem Körper wohler zu fühlen, führt manchmal dazu, dass man einfach das ein oder andere Problem, was schon länger da war, und nun stärker wahrgenommen wird, beheben möchte. Hier kommt dann z.B. auch häufig eine Liposuktion (Fettabsaugung) in Frage, um übrig gebliebene Problemzonen dauerhaft zu entfernen.”
Denken Sie, dass Abnehmspritzen sich langfristig bewähren?
Dr. med. Helge Jens: “Abnehmspritzen haben meines Erachtens ein großes Potential – wenn sie richtig angewendet werden und bei den Patienten, die sie nutzen auch ein dauerhaftes Umstellen des Lebensstils erfolgt. Bisher haben sie den Nachteil, dass sie mit um die 300 Euro im Monat sehr teuer sind und die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Aktuell sind die Therapien meist auf ein Jahr angelegt. Das sollte man also in sein Budget einplanen. Setzt man die Spritzen ab, so normalisieren sich auch Hunger- und Sättigungsgefühl wieder. Wichtig ist, seine Kalorienaufnahme sowie das, was man sich zu nimmt bis dahin umgestellt zu haben, sonst droht der Jojo-Effekt, wie im Prinzip bei allen Diäten. Ansonsten bleibt abzuwarten, was Langzeitstudien ergeben. Diese gibt es logischerweise noch nicht.”
Wer sollte die Behandlung durchführen?
Dr. med. Helge Jens: “So, wie im Prinzip jeder Arzt Beautyeingriffe durchführen darf, darf auch jeder Arzt mit Rezeptblock im Endeffekt eine der Abnehmspritzen verschreiben. Hier hält es die DGÄPC wie mit der dringenden Empfehlung plastisch-chirurgische Eingriffe nur vom Facharzt durchführen zulassen. Gehen Sie zu einem Arzt/einer Ärztin, die sich damit auskennt und Sie begleiten kann und auch die Nebenwirkungen kennt und Sie vorab ausführlich berät und aufklärt. Das wären in diesem Fall Hausärzte oder Internisten. Denn nicht alles, was medial gehypted wird, ist automatisch ein Spaziergang. Es gibt nicht DAS Wundermittel und alle Therapien sind mit, teils nicht unerheblichen, Nebenwirkungen verbunden, die die Lebensqualität beeinflussen können.”
Ist eine Fettabsaugung eine Alternative zur Abnehmspritze?
Dr. med. Helge Jens: “Das ist eine Frage, die wir als Ästhetisch-Plastische Chirurgen immer wieder gestellt bekommen. Eine Fettabsaugung ist niemals eine geeignete Methode, um Gewicht zu reduzieren, sondern nur dazu da, Problemzonen zu behandeln, um so die Körpersilhouette zu harmonisieren. Das funktioniert sowohl bei schlanken, aber auch bei fülligeren Patienten. Allerdings ist der allgemeine Rat der DGÄPC bei jedem Patienten mit starkem Übergewicht, also einem BMI über 30, zunächst das Gewicht zu reduzieren, bevor z.B. eine Fettabsaugung in Frage kommt. Hier kann die Abnehmspritze im Vorfeld unterstützend helfen.”
Hintergrundinfo Abnehmspritze:
Ozempic, Wegovy und Mounjaro sind Medikamente mit den Wirkstoffen Semaglutid oder Tirzepatid. Während Ozempic im Ursprung seine Zulassung zur Diabetesbehandlung Typ 2 hat, haben die etwas neueren Medikamente Wegovy und Mounjaro mittlerweile die Zulassungen zum „Gewichtsmanagement“ mit einem BMI ab 30 kg/m² oder Übergewicht (BMI ≥ 27 kg/m² bis < 30 kg/m²) erhalten.
Als offiziell zugelassene sogenannte „Lifestyle Medikamente“ dürfen Wegovy und Mounjaro zur Gewichtsreduktion verschrieben werden, sind aber nicht erstattungsfähig durch die Krankenkassen. Das bedeutet, die Patienten müssen selbst dafür aufkommen.
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