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Interview mit Dr. Dominik von Lukowicz anlässlich der XIX. Frühjahrsakademie der VDÄPC im Mai 2019

Dr. von Lukowicz

Dr. Dominik von Lukowicz, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Mitglied der DGPÄC, war Tagungspräsident der diesjährigen Frühjahrsakademie der VDÄPC in München. Was im Zentrum dieser Veranstaltung stand und welche Themen derzeit die Branche bewegen, erklärt er im Interview.

Frage: Das Motto der diesjährigen Frühjahrsakademie der VDÄPC lautete „Von der Planung zum Eingriff – sichere Ästhetische Chirurgie“. Weshalb war es wichtig und notwendig, dieses Thema ins Zentrum der Konferenz zu stellen?

Dr. von Lukowicz: Es zeigt sich immer mehr, dass die meisten ästhetischen Eingriffe außerhalb der großen Kliniken stattfinden. In den Niederlassungen der Plastischen Chirurgen ist es aber auch nicht leicht, eine umfassende Ausbildung zu garantieren. Meist wollen die Patienten vom Chef persönlich behandelt werden, auch spielt die Zeit und der wirtschaftliche Druck eine ganz andere Rolle als in einer traditionellen Ausbildungsklinik. Daher wollten wir gerade auch für die angehenden oder jüngeren Fachärzte einen Überblick über grundlegende Operationen, eine gute Anzeichnung und sichere Durchführung anbieten. Für viele Kollegen, die schon lange ästhetisch arbeiten, sind das alles selbstverständliche Dinge. Wir müssen uns aber auch um den fachlichen Nachwuchs kümmern, um weiterhin eine Plastisch-Ästhetische Chirurgie auf höchstem Qualitätsstandard zu gewährleisten.

Frage: Zudem haben Sie sich auch mit dem Themenbereich „Korrektur“ und „Zweiteingriff“ beschäftigt. Sind Sie immer öfter mit fehlerhaft erfolgten Eingriffen konfrontiert, die eine Korrektur notwendig machen? Was sind Ihrer Meinung nach die Ursachen dafür? 

Dr. von Lukowicz: Ja, in der Tat erleben wir immer häufiger Fälle von nicht sach- und fachgerecht durchgeführten Operationen. Dies kann an einer ungenügenden Ausbildung liegen, teilweise gibt es aber auch Kollegen, die sich durch einen starken Wettbewerb gezwungen fühlen, Dumpingpreise anzubieten. Hierfür können sie dann aber nur wenig Zeit aufwenden und das Ergebnis wird schlechter. Teilweise wird die Preisschraube auch z.B. an Brustimplantaten zu fest angezogen –  das kann fatale Auswirkungen haben. Gute Ausbildung und gute Aufklärung sind hier notwendig. Zusätzlich sind Folgeeingriffe immer schwieriger, komplizierter und mit mehr Risiko behaftet, weshalb es auch hier einen fachlichen Austausch geben muss. 

Frage: In diesem Jahr haben Sie sich auch mit „Virtual Reality“ auseinandergesetzt. In welchem Rahmen spielt dieses Thema bei der Ästhetisch Plastischen Chirurgie eine Rolle und wie wurde dieser Programmpunkt bei der Frühjahrsakademie umgesetzt? Könnte diese Technologie zukünftig Auswirkungen auf die Planung oder Durchführung von Behandlungen haben?

Dr. von Lukowicz: Die VR hat bei uns Plastischen und Ästhetischen Chirurgen schon längst Einzug gehalten. Umgesetzt wird dies durch unterschiedliche Hilfsmittel, die es erlauben, ein eigenes Foto gezielt zu verändern. So kann eine Patientin virtuell unterschiedliche Brustgrößen visualisieren und entscheiden, was ihr am besten gefällt. Auch im Bereich des Gesichtes gibt es Möglichkeiten, virtuelle Modifikationen zu erstellen. Hilfreich kann dies sein, um die Vorstellung des Patienten mit der des Operateurs abzugleichen. Sichtbar kann das Ganze dann am Computerbildschirm in der Praxis oder auch zu Hause gemacht werden – teilweise auch mit einer speziellen VR-Brille, die überraschende Spezialeffekte bietet.

Frage: In den Medien, aber vor allem in den sozialen Netzwerken, werden oft bearbeitete und damit unrealistische bzw. sogar verfälschte Körperideale präsentiert. Als wie groß bewerten Sie den Einfluss solcher Medien auf die Entscheidung von Frauen und Männern, Schönheitsoperationen durchzuführen? Haben Sie aus Ihrer Praxis den Eindruck, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen Bildern bzw. der Berichterstattung darüber und der Nachfragestärke gibt?

Dr. von Lukowicz: Es besteht unzweifelhaft ein Zusammenhang zwischen den Selfies und dem Wunsch nach einem Eingriff: einmal bei den Patienten, die sich auf dem eigenen Selfie nicht gefallen und die sich eine Verbesserung wünschen. Zum anderen – und das ist deutlich beunruhigender – sehen die Menschen Bilder von anderen, die aber in Wirklichkeit stark bearbeitet sind. Wenn sich aus so einem unrealistischen Bild ein Operationswunsch ableitet, so muss das von dem behandelnden Arzt äußerst kritisch hinterfragt werden. Es gilt hier besonders, die unrealistischen Erwartungen zu erkennen und die Patienten ehrlich zu beraten.

Frage: Sie selbst haben auf der Frühjahrskonferenz zum Thema „Schamlippenverkleinerung – Korrektur der ästhetischen Einheit“ referiert. Aktuell ist gerade die Intimkorrektur ein großes Thema. Wurde die Behandlung früher bereits auch durchgeführt, nur hat niemand offen darüber gesprochen oder handelt es sich hier tatsächlich um ein neues Bewusstsein?  Oder gibt es heute medizinische Möglichkeiten, die es früher nicht gab?

Dr. von Lukowicz: Die medizinischen Neuigkeiten sind sicherlich im Hinblick auf immer weiter ausgefeilte Techniken zu erkennen. Der sogenannte Randschnitt oder lineare Schnitt wird schon seit vielen Jahrzehnten gemacht. Heutzutage wird aber mehr Wert auf die Ästhetik gelegt. Auch ein medizinisches Problem kann unter ästhetischen Gesichtspunkten behandelt werden. Sicherlich ist das Thema insgesamt mehr in den Fokus gerückt und die Frauen trauen sich auch immer mehr, dieses intime Problem anzusprechen. Das wiederum hat zur Folge, dass mehr und mehr Kollegen diese Operation durchführen, ggf. ohne sich vorher Gedanken über die Komplexität des Themas gemacht zu haben. Leider treffen bei mir so heute immer mehr Patientinnen ein, die nach einer operativen Korrektur fragen, da sie mit dem Ergebnis des Voroperateurs nicht zufrieden sind. Wie bei allen Eingriffen ist es wichtig, einen Operateur zu finden, der wirklich viel Erfahrung mit Operationen in diesem intimen Bereich hat.

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