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Statement: RKI warnt vor Vergiftungen nach „Magen-Botox“

magen-botox

Wenn man den Suchbegriff „Magen-Botox“ bei Google eingibt, erscheinen gleich zahlreiche Anbieter dieser eher fragwürdigen Behandlungsmethode zur Gewichtsabnahme, die alle eines gemeinsam haben: alle Anbieter haben ihren Sitz in der Türkei.

Die unter anderem als „Anti-Hunger-Spritze“ gehypte Methode zur Gewichtsreduktion eigne sich dabei vor allem bei Patient*innen mit moderatem Übergewicht mit einem BMI von maximal 35, heißt es auf nahezu allen Anbieter-Websites. Von einem Gewichtsverlust von bis zu 20 kg in nur 6 Monaten ist die Rede.

Dr. Helge Jens
Dr. med. Helge Jens
Sekretär DGÄPC

„Mal ganz abgesehen vom zweifelhaften Nutzen einer Botulinumtoxin-Behandlung gegen Übergewicht, können bei nicht fachgerechter Durchführung einer jeden Behandlung immer Komplikationen entstehen. Deshalb ist es enorm wichtig, sich vorher über die Qualifikation des behandelnden Arztes zu informieren und sich nicht nur durch Werbeversprechen und besonders günstige Preise leiten zu lassen“, mahnt Dr. med. Helge Jens, Vorstandsmitglied der DGÄPC.

Aufgrund der Schlagzeilen der vergangenen Tage entsteht große Unsicherheit bei den Patient*innen. Dr. Jens gibt Entwarnung: „In Deutschland ist seit Zulassung von Botulinumtoxin TypA in der ästhetischen Gesichtsbehandlung kein einziger Fall von Botulismus dokumentiert, da es in stark verdünnter Form und sehr geringen Dosen zum Einsatz kommt. Es gilt als sehr sicher.“

Weiter rät er Patient*innen für die Suche nach einem qualifizierten Behandler, sich nicht direkt vom ersten Anbieter auf Seite 1 bei Google beeindrucken zu lassen, sondern sich Zeit bei der Suche zu lassen: „Oftmals ist der Wunsch nach schnellem Behandlungserfolg sehr viel größer, als die Vernunft. Das Internet, bietet im Übrigen auch die Möglichkeit, sich über Behandlungen und deren Erfolgsversprechen seriös zu informieren. So gibt es Fach-Seiten mit veröffentlichten Studien zu nahezu allen Themen oder auch die Website der DGÄPC, die zahlreiche Checklisten für Patient*innen anbietet – auch für geplante OPs im Ausland.“

Faktencheck zum Thema „Magen-Botox“

Wie wirkt Botulinumtoxin bei „Magen-Botox“?

Bei dem endoskopisch durchgeführten Eingriff wird das Botulinumtoxin so injiziert, dass die Magenmuskulatur geschwächte wird und in Folge der Verdauungsvorgang im Magen verlangsamt wird. Das führt zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl (laut einer Studie ca. 24 Minuten länger, als normal).

Welchen Effekt hat eine Botulinumtoxin zur Gewichtsabnahme?

Es gab bereits 2013 eine Studie der Mayo Klinik in Rochester, bei der Botox-Injektionen in den Magen weitgehend als Placebo beschrieben werden. Zudem kam es bei einige Probanden zu Nebenwirkungen wie verstärktem Reflux und Verdauungsproblemen. Der Effekt ist generell als fragwürdig einzustufen.

Wie wirkt sich Botulismus aus?

Folgende Symptome können auf eine Vergiftung mit Botulinumtoxin hindeuten:

  • Seh- und Sprachstörungen – wie Augenflimmern, Akkommodationsstörung und Lichtscheu. Die Pupillen sind meist erweitert und nicht lichtreagibel.
  • Schwäche in Armen und Beinen – Lähmung der Feinmotorik der Hand
  • Schluck- und Atembeschwerden

Wer unter eines oder mehrere dieser Symptome nach einer Botulinum-Injektion zur Gewichtsreduktion aufweist, sollte sofort einen Arzt aufsuchen.

Wie wird eine Botulinumvergiftung behandelt?

Botulismusfälle sind in Deutschland, zumindest für die ästhetische Behandlung, nicht dokumentiert. Es gibt aber Notfalldepots mit einem Botulis­mus-Antitoxin, das im Fall einer Vergiftung verabreicht werden kann.

Ist eine Botulinumtoxin-Behandlung sicher?

Bei dem sogenannten „Magen-Botox“ wird das Medikament Botulinumtoxin Typ A in wesentlich höherer Konzentration eingesetzt als bei ästhetischen Gesichtsbehandlung. In Deutschland ist alleine der Botulismus-Verdacht für Ärztinnen und Ärzte gemäß § 6.1 Infektions­schutzgesetz (IfSG) schon meldepflichtig und im weiteren Schritt auch der Labornachweis von Clostridium botulinum oder Botulinum-Toxin (§ 7.1 IfSG). Da hierzulande, nach über 20 Jahren Zulassung von Botulinumtoxin in der ästhetischen Gesichtsbehandlung, noch kein Fall bekannt ist, ist die ästhetische Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A als sicher einzustufen.