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Ästhetisch-Plastische Chirurgie in Zeiten von Corona

Corona Plastische Chriurgie

Berlin, 21. September 2020.

Auch die Ästhetisch-Plastische Chirurgie war, wie viele andere medizinische Bereiche, die als nicht systemrelevant eingestuft wurden, von der Corona-Krise und den damit verbundenen Auswirkungen betroffen. Neben der Zurverfügungstellung von Betten für die Behandlung von Corona-Patient*innen, reagierten die Ästhetisch-Plastischen Fachärzt*innen mit der Verschärfung von Hygienemaßnahmen und unternahmen zahlreiche weitere notwendige Schritte, um Patient*innen und Mitarbeiter*innen optimal zu schützen. Zudem wurde die Praxisorganisation den Gegebenheiten angepasst: Statt mehrerer Empfangsmitarbeiter*innen wurde so z.B. das Personal abwechselnd an verschiedenen Tagen und nicht gleichzeitig eingesetzt. Ebenso wurden und werden auch immer noch Termine so vergeben, dass Patient*innen sich in der Praxis nicht begegnen und zudem ausreichend Zeit für die Reinigung bleibt. Unabhängig von den eigenen Maßnahmen werden natürlich auch die Patient*innen sensibilisiert, bei Krankheitsanzeichen den Termin zu verschieben.

Eine Mitgliederumfrage der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) gibt einen Einblick, welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Corona-Krise auf die Praxen hatte und noch immer hat. Die Befragung, durchgeführt im Frühjahr 2020 und somit während des Lockdowns, ist eine Momentaufnahme, da innerhalb des Erhebungszeitraums die Verordnungen bundesweit variierten.

Staatliche Vorgaben waren nicht klar

Jede zweite der befragten Personen hatte den Eindruck, in der eigenen beruflichen Tätigkeit eingeschränkt zu werden. So waren in Bayern Privatkliniken mit Zulassung nach §30 der Gewerbeordnung (GewO) beispielsweise durch eine Allgemeinverordnung dazu verpflichtet, alle planbaren Behandlungen zurückzustellen oder zu unterbrechen und Betten bereitzuhalten, um möglichst umfangreiche Kapazitäten für die Versorgung von COVID-19-Patient*innen zu gewährleisten. Eine Herausforderung für die nicht als systemrelevant eingestuften Bereiche waren besonders die von Bundesland zu Bundesland abweichenden Regelungen und wie diese kommuniziert wurden.

„Klar formulierte Vorgaben und Regelungen wären wünschenswert gewesen. Mehr Klarheit in der Kommunikation von Vorgaben führt zu mehr Planungssicherheit und dadurch auch zu einer besseren Versorgung der Patient*innen. Dies gibt nicht nur den Ärzt*innen mehr Sicherheit, sondern auch den Patient*innen“, gibt Dr. Harald Kaisers, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), zu bedenken.

Umsatzeinbußen erwartet

Während der Lockdown-Phase hatte ein Großteil der Praxen geöffnet, aber zur Absicherung der medizinischen Versorgung waren auch Ästhetisch-Plastische Ärzt*innen angehalten, in ihren Kliniken Betten bereitzuhalten. Aufgrund dessen wurden zahlreiche Behandlungen wie auch Operationen nicht wie geplant durchgeführt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Unter den 29 befragten Praxen befinden sich neun Beleger, die insgesamt 31 Betten zur Verfügung stellten, sowie 15 Praxen, die eine §30-Zulassung besitzen und damit 84 Betten bereithielten. Insgesamt schätzten alle befragten Mitglieder zum Zeitpunkt der Umfrage im Frühjahr, dass der Umsatzrückgang von März bis Mai 2020 im Schnitt bei rund 55% liegen würde.

Umsatztrückgang Corona

Trotz möglicher Umsatzeinbußen nahmen nur 7% der befragten Ästhetisch-Plastischen Chirurg*innen eine finanzielle Unterstützung des Staates in Anspruch. Die Möglichkeit, Kurzarbeitergeld zu beantragen, zogen zum Zeitpunkt der Umfrage im Mai 2020 allerdings 72% der befragten Mitglieder in Betracht.

„Für uns Mediziner*innen ist es selbstverständlich, sich in einer noch nie dagewesenen Situation wie der COVID-19-Pandemie solidarisch zu zeigen. Aber auch Klinikleiter*innen und Ärzt*innen aus privaten Kliniken tragen Verantwortung und können dieser nur gerecht werden, wenn einheitliche und vor allem klare Vorgaben für alle Ärzt*innen existieren. Derartige Krisen dürfen für das Gesundheitswesen und dessen Vielfalt nicht existenzbedrohend werden.“, so Dr. Harald Kaisers, weiter.

*Methode Mitgliederumfrage

Befragung unter Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), durchgeführt vom 8. April bis 4. Mai 2020. Teilgenommen haben bundesweit 29 inhabergeführte Praxen mit insgesamt 356 Beschäftigten, davon 67 Ärzt*innen.