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DGÄPC-Statistik 2021 wurde veröffentlicht

  • Vor allem junge Patient*innen werden von Social Media beeinflusst
  • Der Vergleich mit anderen triggert Behandlungswünsche
  • Nicht- und minimalinvasive Behandlungen gewinnen enorm an Popularität

Ästhetisch-Plastische Behandlungen und Eingriffe sind gefragter denn je, das zeigen die neuen Daten der „DGÄPC-Statistik 2020-2021“, die im Rahmen der 49. Jahrestagung in Bielefeld am 29. Oktober vorgestellt wurde. Besonders die nicht- und minimalinvasiven Methoden liegen bei den Patient*innen vorn: 73,5 Prozent der zwischen Juli 2020 und Juni 2021 angefragten und durchgeführten Behandlungen in Facharztpraxen der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) sind minimalinvasiv. Das Interesse an den sogenannten sanften Therapien nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Dazu gehören Botulinumbehandlungen (kurz auch Botox genannt), Faltenunterspritzungen (Filler) oder Non-invasive Behandlungen mittels Laser o.a. Geräten. Die aktuelle DGÄPC-Statistik zeigt für dieses Jahr einen neuen Höchstwert: Waren es 2017 noch 30,8 Prozent, beläuft sich der Wert im Zeitraum 2019/20 auf 63,7 Prozent und erreicht 2020/21 sogar 73,5 Prozent. Demnach ist nun fast jede dritte von vier Ästhetisch-Plastischen Behandlungen nicht- oder minimalinvasiv.

Der Trend nimmt deutlich an Fahrt auf. Bei den unter 30-Jährigen ist das Interesse an Botulinumbehandlungen besonders stark gestiegen. Mit 63,6 Prozent ist dies bei den 20- bis 29-Jährigen aktuell der häufigste Behandlungswunsch. In Facharztpraxen führt allerdings längst nicht jeder dieser Patientenwünsche zu einer entsprechenden Behandlung, das aufklärende Facharztgespräch ist dabei von großer Wichtigkeit. 

Entwicklung Nachfrage nach nicht- und minimalinvasiven Behandlungen, 2017-2021
Entwicklung Nachfrage nach nicht- und minimalinvasiven Behandlungen, 2017-2021

Soziale Medien verstärken

Ein Vergleich mit Selfies oder Fotos von anderen Personen auf sozialen Medien verstärkte bei 4 Prozent der Befragten den Wunsch nach einer Veränderung des eigenen Aussehens. 2020 waren es lediglich 2,3 Prozent der Teilnehmer*innen, die Social Media als Motivator für eine Behandlung benannten. Dies bedeutet eine Steigerung von 74 Prozent.

Das Phänomen betrifft vor allem die Gruppe der unter 20- und unter 30-Jährigen. 23,1 Prozent der Befragten unter 20 Jahren nannte den Vergleich des eigenen Erscheinungsbildes mit Bildern und Videos von anderen Personen als einen Grund, das eigene Äußere verändern zu wollen. Dabei handelte es sich ausnahmslos um Frauen, die dieser Aussage zustimmten. Mit zunehmendem Alter nimmt die Wirkung der Sozialen Medien auf die Patient*innen und deren Behandlungswünsche ab.

Social Media und die Auswirkungen auf die Patientennachfrage werden in Facharztkreisen der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie aktuell kritisch diskutiert. Nicht nur die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) stuft die Effekte als bedenklich ein:

Publikumsmedien und auf Social Media interessieren sich immer mehr und insbesondere jüngere Patient*innen dafür. Dort berichten sogenannte Content Creators, etwa Influencer*innen, bis ins Detail über Ästhetisch-Plastische Eingriffe. Der Vorstand der DGÄPC sieht darin eine Popularisierung von Ästhetisch-Plastischen Eingriffen in Verbindung mit Desinformationen bzw. einseitiger Faktendarstellung. Dies führe zu einer Bagatellisierung, vor allem von nicht- und minimalinvasiven Behandlungen.

„Damit setzt sich eine fatale Entwicklung in Gang: Die vor allem sehr junge Zielgruppe fühlt sich gut informiert, ist aber tatsächlich nur halb oder schlecht mit Informationen versorgt. Wir Fachärzt*innen von der DGÄPC wissen aus Praxisgesprächen, dass Risiken häufig unterschätzt werden“, erklärt Dr. Helge Jens, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) und Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit eigener Praxis in Aachen.

Es handelt sich bei minimalinvasiven Behandlungen nicht um Wellness-Anwendungen, sondern um medizinische Eingriffe mit Risiken. Die beste Informationsquelle ist immer noch das Facharztgespräch. Fachärzt*innen verfügen über die notwendigen Kenntnisse der komplexen anatomischen Strukturen und können so eine sichere und zufriedenstellende Behandlung anbieten“, so Dr. Alexander Hilpert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) und Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie mit eigener Praxis in Düsseldorf und Klinik in Duisburg.

Weitere Fakten und Zahlen liefert die neue Ausgabe der DGÄPC-Statistik 2020-2021. 

*Zur DGÄPC-Statistik

Die Statistik der DGÄPC ist eine der größten anonym und bundesweit durchgeführten Patient*innenbefragungen, die Aufschluss darüber gibt, was diese motiviert und welche Ästhetisch-Plastischen Behandlungen bzw. Eingriffe präferiert werden. Sie wird jährlich in den Praxen der Mitglieder der DGÄPC durchgeführt, sie ist nicht repräsentativ. Für die aktuelle Veröffentlichung wurden 1.432 Fragebögen ausgewertet. Der Erhebungszeitraum erstreckt sich von Juli 2020 bis Juni 2021.